Sehr geehrte Damen und Herren,
die Hopfenernte 2016 ist abgeschlossen und bereits in ca. 10 Wochen beginnt die Hopfenernte 2017. Gelegenheit um einen Rückblick auf die Kampagne 2016 und einen Ausblick auf 2017 zu werfen. Doch lassen Sie uns zuerst den Biermarkt beleuchten, der entscheidend für die Entwicklung des Hopfenmarktes sein wird !

Biermarkt :

Der Trend lässt sich leider nicht aufhalten – der Bierabsatz weltweit stagniert bzw. ist jedes Jahr leicht rückläufig. 2016 konnte sich Deutschland dem mit einem leichten Plus von 0,1% entziehen, geschuldet den Sondereffekten „Fußball-EM“ und „500 Jahre Reinheitsgebot“, das in fast jeder Brauerei mit einem Event gefeiert wurde. Schlägt man allerdings die einschlägige Fachpresse auf, dreht sich fast alles nur um Craft-Beer und man könnte zu dem Schluss kommen, dass alles zum Besten bestellt ist. Dabei wird allerdings übersehen, dass der Craft-Biermarkt in Deutschland und Europa nur ein schwaches Pflänzlein mit geradezu 1-2 % Marktanteil am Gesamtbierausstoß ist.

INSIDE BEER
(kostenloses Newsletter-Abo unter https://www.inside.beer) analysierte in seiner Ausgabe vom 29.05.2017 den Jahresbericht 2016 der Brewer’s Association und es wird schnell klar, dass auch hier nicht mehr alles Gold ist was glänzt !

Zwar beträgt der Absatz an Craft Beer vom Gesamtbierabsatz immerhin 12,3 % = 28,3 Mio hl und wächst nach wie vor (+6,2 % gg Vj.), doch vier der fünf größten Craft Brewers in den USA, die einen Ausstoß von 9,0 Mio hl repräsentieren, mussten starke Ausstoßverluste hinnehmen. So verlor z.B. die Boston Beer Company 246.000 hl, Wisconsin’s Minhas Craft Brewery sogar 322.000 hl. Die Gründe hierfür werden in einem härter werdenden Wettbewerb gesehen. Aktuell liegt die Zahl der Craft Brewer bei knapp 4.500. Ein weiteres Manko sind bei vielen Craft Brewer die fehlenden Vertriebswege.
Erhebliche Investitionen sind zu einem Großteil fremd finanziert. Jährliches Wachstum ist Pflicht, die Zuwachsraten der vergangenen Jahre lassen sich für die „Großen“ aber nicht mehr realisieren. So lässt sich auch die Vielzahl der Verkäufe von (ehemals) erfolgreichen CraftBrewer an Großkonzerne (AB-I, Heineken usw.) erklären. Die Gründer verkaufen an die ehemaligen Erzfeinde und machen Kasse.
AB-I, als Marktführer, hat seit 2011 in den USA und Europa 15 Craft Brewer über die Firma THE HIGH END (nomen est omen !?) gekauft. Die Marktbereinigung in den USA hat begonnen. Dies wird auch Einfluss auf den Hopfenmarkt haben !

Hopfen – Deutschland – Rückblick Ernte 2016 :

Anbaugebiet Schätzung Ernte 2016 Offizielles Endabwaageergebnis Ernte 2016
Hallertau 35.600,00 T 36.953,51 T
Tettnang 2.130,00 T 2.194,16 T
Elbe – Saale 2.950,00 T 2.845,41 T
Spalt 650,00 T 730,03 T
Rheinpfalz / Bitburg 44,50 T 42,98 T
Deutschland 41.374,50 T 42.766,09 T

Erneut lag die Schätzung sehr nahe an dem tatsächlichen Endergebnis.

Spotmarkt Ernte 2016 :

Es gibt nur noch geringe Spotmengen der Ernte 2016, die beim Handel liegen. Viele Sorten, speziell „Edelaromas“, aber auch „Hochalphas“ sind ausverkauft. Die Nachfrage übersteigt das Angebot.

Hopfen – Deutschland – Ausblick Ernte 2017 :

Die geringen Niederschläge in den Monaten April und Mai, sowie sommerlich hohe Temperaturen kurz vor Ostern, denen dann nochmals ein Wintereinbruch folgte, stressten die Pflanzen. Der Regen der letzten Tage reicht noch nicht um das Defizit auszugleichen. Es ist an dieser Stelle noch zu früh um Prognosen zu Erntemengen und Alphawerte abzugeben. Einen ersten Anhaltspunkt gibt die Hopfenanbaufläche der Ernte 2017. Diese vergrößerte sich erneut gg. Vj. um mehr als 5 % auf nunmehr 19.608 Hektar. So groß war die Hopfenanbaufläche in Deutschland noch nie !
Trotzdem ist die Vorkontraktquote der kommenden Ernten sehr hoch, da die Hopfenpflanzer nur neue Flächen einlegen, wenn entsprechende Vorkontrakt- angebote von Handelsseite vorliegen – und dies ist z.Zt. noch der Fall !
Die größten Flächenzuwächse sind in der Sorte Herkules zu verzeichnen. Innerhalb von nur 4 Jahren hat sich die Anbaufläche auf nunmehr knapp 5.800 ha verdoppelt. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass sich die USA in der Vergangenheit immer mehr vom Sektor der Hochalphahopfen verabschiedete, zu Gunsten sog. Flavourhopfen.
Offensichtlich wurde in den USA aber erkannt, dass man dieses Feld nicht kampflos überlassen sollte, denn die Anbaufläche für die US-Hochalphas stieg wieder um 8,9 % gg.Vj. an, nachdem die Flächen in 2014 + 2015 deutlich reduziert wurden. Auch in Deutschland möchte man am Erfolg der amerikanischen Flavoursorten teilhaben und baut seit längerer Zeit „Cascade“ in den deutschen Hopfenanbau-gebieten an.
Neuestes Beispiel ist der Versuch, die amerikanische Sorte „Amarillo“ in Deutschland zu etablieren. Aus dem Stand wurden 280 ha eingelegt. Bleibt abzuwarten, ob der deutsche Amarillo ähnliche Qualität wie der US-Amarillo erreicht. Dies wird die Vermarktung der neuen Hüller Zuchtsorten (Ariana, Callista, Hallertau Blanc, Hüll Melon und Mandarina Bavaria) nicht einfacher machen !
Die Anbauflächen traditioneller Sorten wie Perle, Hall. Tradition, Nugget, Hall. Taurus und Hall. Magnum wurden erneut reduziert.
So spielt z.B. Hall. Taurus mit einer Anbaufläche von nunmehr noch knapp 280 ha nur noch eine untergeordnete Rolle.

Die Vorkontraktquoten bei den „Edelaromas“ (Spalt-Spalter, Tettnang- Tettnanger, CZ-Saazer) liegen bei fast 100%, so dass es bei einer durchschnitt- lichen Ernte 2017 keinen Spotmarkthopfen geben wird.

Hopfen – USA – Rückblick Ernte 2016 + Ausblick Ernte 2017 :

Die Ernteergebnisse 2016 in den USA blieben hinter dem langjährigen Mittel zurück. Betroffen waren insbesondere die Erträge und Alphagehalte bei den Hochalphasorten. Bestände an Hopfenprodukten der Ernte 2016 sind beim Handel noch vorhanden. Die Hochalphafläche in den USA steigt nach 7 Jahren der Reduzierung erstmals wieder an. Die größte Flächenausweitung in den USA liegt erneut bei den Aromasorten. Insgesamt steigt die Hopfenanbaufläche in den USA um mehr als 9% auf nunmehr 23.436 ha an und verteilt sich auf 60 verschiedene Hopfensorten. Die USA ist somit, was die Fläche angeht, das größte Hopfenanbauland der Welt. Weltweit nahm die Hopfenanbaufläche um 6,1 % auf nunmehr 59.462 ha zu. Auch dies ist ein „All Time High“ !

Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meinem Marktbericht wichtige Informationen zur Markteinschätzung an die Hand geben konnte. Sollten Sie zu meinem Marktbericht Fragen haben, so stehe ich Ihnen jeder Zeit telefonisch oder per E-Mail zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Rudolf Eisemann

(T.: +49 (0) 6226 – 4353 | E.: re@eisemann.de)

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