Sehr geehrte Damen und Herren !

Allgemeine wirtschaftliche Lage:

Ein Jahr geht zu Ende, mit dessen Ereignissen keiner von uns gerechnet hatte – Krieg auf europäischem Boden!

Nach 2 Jahren Corona erreichte uns der Ukraine-Krieg zur absoluten Unzeit. Wer noch bis 23. Februar 2022 gedacht hatte, dass wir aus dem Gröbsten heraus seien, wurden am 24. Februar eines Besseren belehrt.

Alle bisherigen kriegerischen Auseinandersetzungen haben uns Europäer und Deutsche nicht wirklich tangiert – zu weit weg und ohne direkten Einfluss auf unsere Komfortzone.

Mit dem Einmarsch von Putins Truppen am Morgen des 24. Februar war mit einem Schlag nichts mehr so, wie es vorher war! Keine 2 Flugstunden entfernt herrscht Krieg.

Unsere Regierung war paralysiert, wie die Maus vor der Schlange, unfähig, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen und reagierte mehr, als sie agierte.
Der unter Angela Merkel begonnene Kuschelkurs mit Putin fällt uns jetzt auf die Füße. Zu lange glaubte man, Putin werde nichts unternehmen was Europa, als größten Abnehmer russischen Gases, verärgern könnte. Eine grobe Fehleinschätzung, wie sich jetzt herausstellt.

Noch fataler ist das Fehlen eines „Plan B“, will heißen, alternative Energie-träger + -lieferanten.

Schon jetzt ist klar, dass Deutschland seinen Strombedarf nicht selbst decken kann und zahlt die höchsten Strompreise im europäischen Vergleich, auch wegen der hohen Steuern auf den Strom.

Die AKWs und Kohlekraftwerke werden abgeschaltet, Genehmigungen für alternative Energien, z.B. Windkrafträder dauern ewig, so dass sogar „mein“ MP Kretschmann zu der glorreichen Erkenntnis kommt, dass ein Abbau der Bürokratie stattfinden muss.

Wenn aber schon ein Ministerpräsident, zumindest in dem von ihm regierten Bundesland, nichts bewirkt, wer soll dann die Reformen anschieben?

Zu allem Überfluss wird dann noch die Elektromobilität mit Milliarden gefördert und den Verbrennern der Gar aus gemacht.

So viele strategische Fehler hält keine Wirtschaft aus !

Die Inflationsrate spricht eine allzu deutliche Sprache.

Gestiegene Kosten für Energie und Malz, aber auch andere Hilfs- und Betriebsstoffe, sowie Engpässe bei Glas und Kohlensäure werden uns auch noch in 2023 weiter begleiten. Auch die Lohnforderungen der NGG werden nicht zur Entspannung beitragen.

Hopfenmarkt Deutschland :
Lassen Sie uns die Hopfenernte 2022 Revue passieren und einen Ausblick auf 2023ff wagen.

Bereits im August dürfte jedem Marktteilnehmer klar gewesen sein, dass die Hopfenernte 2022, auf Grund der fehlenden Niederschläge und den hohen Temperaturen von Juni bis August, im mehrjährigen Vergleich eine eher unterdurchschnittliche Ernte werden würde.

Im Vergleich zu der Rekordernte 2021 stellt sich das Ergebnis der Ernte 2022 wie folgt dar:

Anbaugebiet

Endabwaage Ernte 2021

Schätzung Ernte 2022

Differenz

Hallertau

41.092,98 T

29.152,31 T

-29,06 %

Tettnang

2.716,40 T

2.301,75 T

-15,26 %

Elbe Saale

3.223,29 T

2.528,62 T

-21,55 %

Spalt

807,85 T

410,96 T

-49,13 %

Rheinpfalz /

Bitburg

21,67 T

12,20 T

-43,70 %

Deutschland

47.862,19 T

34.405,84 T

-28,11 %

Die Rohhopfenernte lag somit 28% unter dem des Vorjahres.

Über die Alphasäure gerechnet fehlten sogar 40 % zur Rekordernte 2021. (3.747 T-α zu 6.250 T-α).

Betrachtet man allerdings die letzten 10 Ernten 2013-2022, so relativiert sich das Bild etwas. Der 10-jährige Alphasäure-Durchschnittsertrag lag bei 4.307 T-α bzw. 39.813T Rohhopfen. Von diesem Durchschnitt weicht die Ernte 2022 „nur“ um 13% ab.

Vor diesem Hintergrund darf allerdings nicht übersehen werden, dass die verheerend schlechten Alphawerte der Aromasorten durch die Hochalphasorte Herkules im Ergebnis „kg-Alphasäure“ kompensiert wurden.

Mittlerweile ist die Anbaufläche des Herkules (7.142 ha) in allen deutschen Anbaugebieten fast so groß, wie die 3 nächstfolgenden Sorten zusammen.

Perle wird nunmehr auf 3.354 ha, Hallertauer Tradition auf 2.786 ha und Hallertau Magnum auf 1.813 ha in Deutschland angebaut.

2022 wurden auf den 7.142 ha Herkules insgesamt 16.511T Rohhopfen geerntet. Auf den Flächen von Perle, Hallertauer Tradition und Hallertau Magnum betrug die Ernte gerade mal 10.380 T Rohhopfen.

Im Großen und Ganzen kann man festhalten, dass für das Braujahr 2023 genügend Hopfen vorhanden sein wird, auch dank der Restbestände aus der guten Ernte 2021, allerdings mit der Einschränkung, dass die eine oder andere Aromasorte nicht mehr verfügbar sein wird.

Hopfenmarkt Europa + USA :
Auch im restlichen Europa fiel die Hopfenernte, sowohl was den Hektarertrag als auch die Alphasäureproduktion anging, geringer aus.

Die USA melden eine um ca. 10% geringere Ernte im Vergleich zu 2021.

Erneut legen die Aromahopfen an Fläche auf nunmehr knapp 20.000 ha zu, während die Flächen der Hochalphasorten weiter rückläufig sind. In den USA werden nur noch auf rd. 4300 ha Hochalphasorten angebaut.

Auch in den USA ist der Boom der Craft-Biere leider rückläufig, aber es öffnen immer noch mehr Brauereien als schließen.

Die Lagerbestände an amerikanischen Hopfen dürften deshalb rückläufig sein.

Hopfen Ernte 2023ff :
Die gesamte Wertschöpfungskette der Hopfenbranche steht vor neuen Herausforderungen. Steigende Personal- und Energiekosten betreffen sowohl Hopfenpflanzer, Hopfenvermarkter als auch die Brauereien.

Die Hopfenpflanzer haben darüber hinaus mit steigenden Kosten für Dünger, Pestizide und Herbizide zu kämpfen.

Auch die „Meinung“ der Politik, dass auch ohne Einsatz von Pestizide und Herbizide geerntet werden kann, macht die Situation nicht einfacher.

Diese Gemengelage, bezogen auf langlaufende Hopfenkontrakte bis Ernte 2031/32, wird nur schwer zu lösen sein.

Aktuell werden vom Handel an die Pflanzer Mehrjahreskontrakte der Ernten 2023 – 2027 für Hochalphasorten angeboten.

Geht man von einer durchschnittlichen Erntemenge von knapp 40.000 T Rohhopfen aus, so ist die Ernte 2023 bereits zu 100% verkauft, die Ernte 2024 zu rund 90% und 2025 zu 85%.

Nach der Ernte 2025 laufen viele Verträge aus, so dass ab Ernte 2026 wieder größere Mengen für den Kontraktmarkt zur Verfügung stehen. Allerdings ist die Ungewissheit zu groß, als dass es jetzt schon zu Abschlüssen der Ernten 2026ff kommt.

Dem Thema „Trockenheit und hohe Temperaturen“ versucht man von Züchterseite mit neuen Hopfenzüchtungen entgegen zu treten. Aber auch hier ist es ein langer Weg, bis sich die Neuzüchtungen vom Gewächshaus über Kleinfeldversuche bis zum großflächigen Anbau etabliert haben.

Biermarkt national und international :
Gemäß Mitteilung des DBB liegt der deutsche Gesamtbierabsatz für 01-10/2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit 2,8% im Plus.

Zieht man allerdings das Vor-Coronajahr 2019 als Vergleich heran, muss man feststellen, dass sich der Verlust auf mittlerweile 4,3 Mio hl summiert.
Noch deprimierender stellt sich die Situation dar, wenn man auf der Zeitachse zurückwandert ! 2004 lagen wir noch bei knapp 108,4 Mio hl. Innerhalb von gerade mal 18 Jahren gingen dem deutschen Biermarkt 23 Mio hl verloren. Für uns alle bedeutet dies : „The trend is NOT your friend!“

Für 2023 gehen die Prognosen beim Weltbieraustoß von einem leichten Plus aus. Zumindest diese Prognose lässt die deutschen Hopfenpflanzer und Hopfenhandelshäuser hoffen, da 2/3 der deutschen Hopfenernte in den Export geht.

Ich hoffe, Ihnen mit diesem Marktbericht eine Entscheidungshilfe an die Hand gegeben zu haben. Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne jeder Zeit telefonisch oder per EMail zur Verfügung. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie für 2023 alles Gute, Glück und vor allem Gesundheit.

Ihrem Unternehmen wünsche ich ein erfolgreiches Jahr 2023 !

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Rudolf Eisemann

(T.: +49 6226 – 4353 | E.: re@eisemann.de)

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